2010/08/20

Rehabilitation durch Football

Wer schon mal ein Footballspiel gesehen hat, wird glauben der Sport sei hochgradig verletzungsintensiv. Von den Kopfschmerzen, die man sicher nach jedem Spiel hat mal ganz abgesehen. Die Wahrheit ist: Beim Football passieren nicht mehr Verletzungen als bei Fußball oder Tennis. Dass Football aber nach einer Verletzung wieder auf die Beine helfen kann verwundert auch Insider.


Vor über drei Jahren hatte Christoph Manka einen Skiunfall. Alle Bänder im linken Knie waren gerissen. Das Knie wurde nur noch von der Haut gehalten. Manka ist selbst Arzt, sieht Verletzungen dieser Art häufig. Wie hart die Genesung ist, spürt er jetzt selbst. Er verbringt viel Zeit zu Hause „der Weg aus dem ersten Stock war schon ein oft unüberwindbar groß erscheinendes Hindernis“ erzählt er heute. Er spielt Playstation, verlässt selten sein Sofa.

Drei Operationen und über drei Jahre Physiotherapie später trifft er eine Entscheidung: Er will wieder American Football spielen, was er schon lange vor dem Skiunfall aus Zeitgründen an den Nagel gehängt hatte. „Als Teamarzt der Bonn Gameocks habe ich gesehen, wie viel Power und Engagement die Jungs haben, das hat mich fasziniert.“ Im Winter 2009 gründeten die Bonn Gamecocks dann ein zweites Herrenteam, Mankas Chance nicht nur zu trainieren, sondern auch wieder selbst auf dem Feld zu stehen.

Doch im Football hat ein unsportlicher Mensch es schwer. „Man muss Flexibilität und Balance haben, ebenso wie Kraft“ erklärt Manka. Darum beginnt er im Fitnessstudio trainieren zu gehen. Das All Out Gym in Beuel ist Kooperationspartner der Bonn Gamecocks, viele der fast 200 Spieler in Herren und Jugendmannschaften trainieren dort. Auch Manka wird dort unter anderem von Gerrit Keferstein vorbereitet. Muskeln wieder aufgebaut, Kondition hergestellt. Das Training ist intensiv, doch der persönliche Kontakt zu Keferstein hilft ihm sehr. Schon bei den ersten Trainings ist Keferstein begeistert, „ich bin wirklich überrascht, wie gut er sich mittlerweile bewegt.“

Nach einem halben Jahr steht Manka denn endlich auf dem Spielfeld. Er spielt in der Offense Line, seine Aufgabe ist es den Quaterback vor der gegnerischen Defense zu schützen. Er schlägt sich gut. Der 36-jährige ist zwar einer der ältesten im Team, spielt mit Kniebandage, aber seine Footballerfahrung zahlt sich aus: Er kann den Gegner lesen, richtig reagieren.

Manka (vorne rechts mit dunklen Ärmeln) räumt den Gegner aus dem Weg (Bild: J.Menge)

Die Gamecocks verlieren das Spiel 7:32. Doch für Manka ist das Spiel ein echter Erfolg: „Das harte Training hat sich gelohnt, es war ein gutes Gefühl endlich wieder zu spielen.“ Langes Joggen bereitet ihm immer noch Probleme, glücklicherweise muss er das im Football nie tun. „Dass ich wieder mit dem Sport angefangen habe, hat mein Leben verändert, das sieht auch meine Frau so.“ Die saß das Spiel über auf der Tribühne. Nervös, dass etwas passiert, aber auch froh ihren Mann nicht mehr nur noch auf dem Sofa zu sehen.