2006/10/07

Schwermacher

Eigentlich ist das Leben leicht. Die Menschen um mich herum sind einfach zu verstehen und helfen das Leben noch leichter zu sehen. Bis auf eine ganz bestimmte Sorte Mensch.

Am Anfang finden sie dich interessant. Ihre Welt dreht sich nur noch um dich. Sie hören zu, fragen nach, interessieren sich. Außerdem erzählen sie von sich. Nicht etwa, was sie bewegt – nein – sie erzählen von ihrer Zukunft.

Sie erzählen dir von ihren Plänen – ihren detaillierten Plänen in denen du nicht eingeplant wirst, aber das bemerkst du erst gar nicht. Was du irgendwann bemerkst ist, dass sie zwar Pläne haben, aber nichts dafür tun. Während du Bewerbungen schreibst und Kontakte knüpfst, erzählen sie nur.

Sie setzen überhaupt nichts in die Tat um. Sie erzählen viel – von vielem. Sie versprechen auch viel. Erst glaubst du ihnen, aber irgendwann steigst du dahinter: Sie reden nur. Das können sie gut. Sie ziehen die Menschen auf ihre Seite und verlassen sich darauf, dass sie dableiben – ohne weiteres Zutun.

Sobald sie bemerken, dass du das weißt, interessieren sie sich nicht mehr für dich. Sie fragen nicht mehr, sie wollen nicht mehr wissen. Uninteressant sein, macht dich nur noch zu einer Person auf ihrer Seite. Zu einem Gast auf ihrer Gästeliste für ihre nächste Party. Zu einem Gastgeber deiner nächsten Party. Zu einem Helfer, wenn mal jemand anpacken muss. Nichts weiter.

Es sind Menschensammler. Sie wollen einfach nur möglichst viele Menschen kennen und von möglichst vielen Menschen gekannt werden. Sie geben vor interessiert zu sein – und das sind sie auch – aber sie sind so schnell wieder uninteressiert, dass es sich nicht interessiert, wenn sie einen Scherbenhaufen hinterlassen.

Diese Menschen machen das Leben schwer. Es gibt wahrscheinlich nichts schlimmeres, als Uninteresse. Vor allem, wenn man vorher das Interesse kannte. Sich auf jemanden zu verlassen und dann verlassen zu werden ist hartes Brot und schwer zu verdauen. Da kann einem schon mal schlecht werden.

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