2009/01/06

Rutschpartie nach Paris

Da meine sehr unflexiblen Freundinnen es irgendwie nicht auf die Kette bekommen haben mal spontan nach Paris zu fahren, bleibt mir nichts anderes übrig als alleine zu fahren. Das Gute daran: Ich kann länger bleiben, sehe Paris im Schnee (der hier noch seltener liegt, als in Bonn) und komme zur schnellen Einsicht, dass Hochzeitsanträge in Paris ein Ergebnis von geschickter Hypnose sind.

Als ich aufwache ist mein Zimmer hell erleuchtet. Mit geschlossenen Augen gehe ich alle möglichen Gründe dafür durch. Das Licht ist aus; es ist auf jeden Fall noch dunkel draußen – zumindest kann es noch nicht sooo hell sein. Doch schnell komm ich auf die einzige plausible Lösung: Endlich sind die Aliens da – endlich gibt es mal Action im Rheinland.

Als ich vorsichtig die Augen öffne um meine neuen Freunde zu begrüßen werde ich positiv enttäuscht: Es hat geschneit und zwar richtig! Der viele Schnee reflektiert alles was er von den nächtlichen Lichtquellen reflektieren kann und gaukelt mir die Aliens nur vor.

Ich schließe die Augen noch mal bis der Wecker klingelt. Pünktlich um fünf nach neun beginne ich mein Köfferchen durch den Schnee zu ziehen – gar nicht so leicht mit drei Kilo Zusatzgepäck für Sarah dabei (in Paris ist DM Kram nämlich tierisch teuer – darum stinken die Franzosen ja auch immer ;).)

Meine Schneeschneise


In der Welt meiner kleinen Seitenstraße hat sich eine perfekte Winterlandschaft gebildet – einfach alles ist weiß. Kaum betrete ich die Hauptstraße wandelt das Bild sich zu einer Matschlandschaft. Als ich dann in der 30. Minute auf den Bus warte finde ich denn Schnee gar nicht mehr so toll – nicht des Schnees wegen, sondern weil gleich alle so überreagieren und nix mehr läuft.

Da ich die Hoffnung auf halbwegs pünktliche Busse und Bahnen aufgebe bringt mein familiäres Taxiunternehmen mich nach Köln. Dort angekommen lege ich mir erst mal einen Parisführer und einen Thriller zu – wie es im Urlaub nun mal sein muss. Auf den ersten zehn Seiten stirbt auch gleich jemand extrem blutig – alle Zeichen für eine super Woche stehen auf positiv.

Meine Mitfahrgelegenheit Paul – ein afro-amerikanischer Mitvierziger – verspätet sich um etwa 40 Minuten, wegen eines Unfalls. Dafür läuft der Rest der Strecke super, bis auf einen kurzen, vom Zoll angeleierten Zwischenstopp. Glücklicherweise hatte ich aus Mitleid meinen Perso mitgenommen, da dieser sonst immer nur die Schublade von Innen sieht. Als erste Hochhäuser die nah kommende Stadt ankündigen ist es bereits dunkel.

Paul erklärt, dass er mich in einem Vorort raus lässt. In meinem Kopf bildet sich ein Bild von brennenden Autos um mich herum. Ich rede mir ein, dass dies eine einmalige Gelegenheit ist mal eine andere Seite Frankreichs kennen zu lernen (nicht das ich außer der Mickey-Maus-Seite schon eine kenne…)

Als wir von der Autobahn abfahren sind Bürogebäude um uns herum, keine brennenden Autos – schade eigentlich. Die Metrostation stellt sich als großer Strudel dar, in den hunderte Menschen einströmen. Ich werfe mich in die Fluten, lenke nur gelegentlich ein, damit es mich auch an das richtige Bahngleis schwemmt.

Der Zug kommt auch gleich. Meine Umsteigestation ist die einzige, die ich problemlos aussprechen und mir darum auch gut merken kann: Haussmann. Es dauert keine zehn Minuten und wir sind da. Was Metrostationen angeht bin ich ja nach London und Manhatten einiges an kreativer Haltestellengestaltung gewohnt, aber dieses Bild übertrifft alles und erinnert eher an einen futuristischen Flughafen.

Ganz in Beton, Glas und Holz sieht diese Station einfach nur beeindruckend aus. Um jeden daran zu erinnern, dass man tief unter der Erde ist, wurde eine Wand in Tropfsteinhöhlen-Natur-Optik hinzugefügt. Da es zu kompliziert ist meinen Fotoapparat aus meiner logistisch genial gepackten Tasche zu holen, nehme ich mir vor die Tage noch mal hin zu fahren.

Als ich nach einer zweiten Metrofahrt an Sarahs Homehaltestelle ankomme, versuche ich sie wie von ihr angewiesen anzurufen – leider geht nur eine höfliche Französin ran, sie ist zwar sehr nett, redet aber nur französisch und noch dazu immer das gleiche. Da muss ich wohl selbst zu Sarah finden.

Ist auch eigentlich nicht schwer. Die Schule in der Sarah und ihre sieben Männer wohnen ist ähnlich groß und pompös, wie Schloss Brühl – nur in braun statt rosa. Als ich eintrete stehe ich in einem Käfig. Die Gitter sind zwar geschnörkelt, aber es ist trotzdem knastmäßig. Ich muss erst mal dem Hausmeister erklären wo ich hin will. Er ruft Sarah an und sie holt mich dann aus meinem kleinen Eingangskäfig.

Nach dem Kennenlernen einiger Mitbewohner, darunter Sarahs Freund, und einer Suppenstärkung brechen wir noch zu einem kleinen Spaziergang durch die Nachbarschaft auf. Sehr praktisch, dass der Eifelturm direkt um die Ecke ist – so sehe ich heute noch was richtig Touri-mäßiges von Paris.



Um die Wette strahlen.


Als wir um die Ecke biegen, glitzert er gerade wie ein großes Swarowski-Werk. Ein tierisch hypnotischer Anblick. Aus dem ich sofort die Theorie schließe, dass nur deshalb so viele Touris hier Heiratsanträge machen, weil sie einfach hypnotisiert wurden – ich würde bei dem Anblick auf jeden Fall JA sagen.

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